
Gehörschutz oder … WIE BITTE?
Mit unseren Ohren hören wir nicht nur, sie sorgen auch für unser Gleichgewicht. Somit sind wir auf ein optimales Hören und den Schutz des Hörens angewiesen.
Das Gehör ist nur dann ausreichend geschützt, wenn bei der Lärmbelastung – sei sie auch noch so kurz – ein geeignetes Gehörschutzmittel getragen wird.
Unsere Mitglieder bieten Ihnen die Möglichkeit, Ihre Ohren für die entsprechenden Lärm-Situationen zu schützen.
1. Mögliche Risiken und Gefährdungen
Gefährdungen durch Lärm bestehen sowohl bei hohen, über die Arbeitsschicht verteilten Schallpegeln (LEX, 8h), als auch durch extrem laute Einzelschallereignisse (LPC, peak). Ohne ausreichenden Gehörschutz kann es zu bleibendem Gehörverlust kommen. Durch die Verwendung von Gehörschutzstöpseln besteht die Gefahr von Gehörgangentzündungen. Ausserdem können das
Richtungshören und die Wahrnehmung von Signaltönen eingeschränkt sein.
Lärm macht zudem krank. Er verursacht Kopfschmerzen und löst Stress aus und erhöht die Fehlerquellen und die Unfallgefahr. Man ist nach der Arbeit vermehrt müde und investiert viel von der Freizeit, um sich wieder zu erholen.
Wird ein Gehörschutz nicht korrekt getragen oder ist der Gehörschutz nicht mehr im guten Zustand, löst er die gleichen Probleme aus, wie wenn nur zeitweise ein Gehörschutz getragen wird.
Dezibel und Zeit
Bis 85 dB(A) über 40 Std. in der Woche ohne Gehörschutz ist erlaubt.
100 dB(A) in ca. 1 Std ohne Gehörschutz ist gleich wie 85 dB(A) in 40 Std.
120 dB(A) in ca. 45 Sek. ohne Gehörschutz ist gleich wie 85 dB(A) in 40 Std.
Das Ausblasen eines Werkzeuges kann bis zu 115 dB(A) erreichen.
Das Fallenlassen einer leeren Palette: bis zu 110 dB(A).
Das Bohren in eine Betonwand: bis 120 dB(A).
Sich in einem Restaurant aufhalten, wo viele Menschen sind: 90 dB(A) und mehr.
Fragen: Firmenspezifisch
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Welche Lärmsituationen treffen wir in unserem Betrieb an?
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Wie viel Gehörschutz wird an den lärmigen Arbeitsplätzen wirklich getragen?
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Wissen die Mitarbeitenden überhaupt, wann der Lärmpegel zu laut und hörschädigend ist?
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Wo haben wir lärmige Arbeitsplätze, die einen Gehörschutz erfordern?
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Wissen Sie, wie viel Lärm an Ihrem Arbeitsplatz vorhanden ist?
2. Welche Massnahmen sollen geprüft werden?

Kann der zur Verfügung gestellte Gehörschutz über die ganze Lärmperiode getragen werden und stimmt der notwendige Schutzfaktor?
Bei 100 dB(A) über 8 Std. den korrekten Gehörschutz zu tragen reduziert den Lärmkonsum unter 80 dB(A) und ist somit nicht schädlich!
Wenn ein Viertel dieser Zeit aber kein Gehörschutz getragen wird, so liegt der effektive Lärmkonsum bei 92 dB(A). Da Lärm ab 85 dB(A) hörschädigend ist, wird der vollständige Schutz nicht mehr gewährleistet, trotz Tragens eines Gehörschutzes über die restliche Zeit.
3. Welche Massnahmen und PSA sind geeignet?
Durchschnittliche Lebensdauer eines Gehörschutzes:
Schaumstoff-Pfropfen
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Einweg-Gehörschutz
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jeden Tag ersetzen |
Tannenbaum-Gehörschutz
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Mehrweg-Gehörschutz
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alle 2 bis 4 Wochen ersetzen |
Bügel-Gehörschutz
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Mehrweg-Gehörschutz
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alle 2 bis 4 Wochen den Pfropfen austauschen |
Kapsel-Gehörschutz
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Mehrweg-Gehörschutz
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alle 1 bis 3 Jahre ersetzen |
Otoplastik
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Mehrweg-Langzeit-Gehörschutz
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Durchschnittliche Lebensdauer 5 Jahre |
Das Festlegen der richtigen Dämmung eines Gehörschutzes kann folgendermassen errechnet werden:
80 dB(A) ist der Basiswert, sprich der Nullpunkt für die Berechnung. Das Ohr ist bei jedem Menschen anders und die Trage-Art nicht immer korrekt. Zudem verändert sich der Gehörgang mit den Lebensjahren.
Wird der Gehörschutz zu selten ausgetauscht, wird die Schutzfunktion vermindert.
Deshalb wird eine «Abstrafung» eingerechnet, die sich von der Gehörschutzkategorie (Gehörschutz-Art) unterscheidet.
Schaumstoff-Pfropfen
z.B. 36dB = 80dB + 36dB = 116dB – 9dB Abstrafung = 107dB Schutz
Mehrweg-Gehörschutz
z.B. 30dB = 80dB + 30dB = 110dB – 6dB Abstrafung = 104dB Schutz
Otoplastik-Gehörschutz
z.B. 34 dB=80dB + 34dB = 114dB – 3dB Abstrafung = 111 dB Schutz
Beispielsweise muss ein Schaumstoff-Pfropfen 30 Sekunden lang zwischen Zeigefinger und Daumen gerieben werden. Zum einen, damit er dünn wird, um ihn tief in den Gehörgang einführen zu können, zum anderen ist es wichtig, dass der Schaumstoff durch die Reibung schön weich und warm wird, damit er sich danach richtig ausdehnen und dem Gehörgang anpassen kann.
Mit der linken Hand muss Kopfüber das rechte Ohr gegriffen und gezogen werden, damit der Gehörgang gerade wird und der Pfropfen richtig eingeführt werden kann. Danach das Ohr loslassen und den Finger der rechten Hand auf dem Gehörschutzpfropfen lassen, bis sich dieser vollständig im Gehörgang ausgedehnt hat.
Auf jeder Gehörschutz-Verpackung oder in jeder Gebrauchsanweisung ist beschrieben oder skizziert, wie der Gehörschutz korrekt in den Gehörgang eingeführt oder übers Ohr gestülpt wird. Beachten Sie die Hinweise und Informationen des Herstellers und halten Sie sich daran.
Fragen: Produktspezifisch
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Benutzen Sie überhaupt den richtigen Gehörschutz?
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Kennen Sie die Dämmleistung Ihres Gehörschutzes?
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Wann haben Sie das letzte Mal Ihren Gehörschutz kontrolliert oder ausgetauscht?
4. Weiterführende Hinweise zu Anwendung und Gebrauch
Instruktionsvideos zur Anwendung
Wo finde ich weitere Informationen?
- Normen (PDF)
- Checkliste (PDF)
- Suva: Gehörschutz
- Suva: Lärm am Arbeitsplatz
- Suva: Gehörschutzmittel
- Suva Lern-/Lehrmittel: Gehörschutz
- Suva-Video: Napo in – Schluss mit Lärm
- Suva: Individuell angefertigter Gehörschutz
- Suva-Sachthemen: PSA
- Suva: Checkliste PSA
- Suva: Rechtliche Grundlagen PSA
- Suva: Neue Bauarbeitenverordnung (BauAV) 2022
- Suva-Sachthemen: Lagerung und innerbetrieblicher Verkehr
- Suva-Branchenthemen: Sichere Baustelle
- Suva-Branchenthemen: Transport und Verkehr
- Suva-Branchenthemen: Metallbearbeitung
- Suva-Branchenthemen: Holzverarbeitung
- Suva-Branchenthemen: Forst