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Haut – ein lebendes Gewebe

Die Haut ist das grösste Organ des menschlichen Körpers. Als lebendes Gewebe erneuert sie sich fortlaufend, damit die Oberfläche ihre Funktion als Schutzbarriere wahrnehmen kann.

Für die Beanspruchung im Alltag und bei der Arbeit ist es deshalb wichtig, dass wir die Haut in einem guten Zustand erhalten.

1. Mögliche Risiken und Gefährdungen

Wieso ist HAUTSCHUTZ ein so wichtiges Thema?

  • weil fast ein Fünftel aller erfassten Berufskrankheiten Hautschäden sind
  • weil Arbeitsausfall, Therapie- und Umschulungsmassnahmen die Wirtschaft sehr viel Geld kosten
  • weil die Veränderung von gesunder zur kranken Haut schleichend erfolgt und meist erst zu spät etwas dagegen unternommen wird
  • weil die Lebensqualität betroffener Personen stark eingeschränkt wird
  • weil durch Prävention viel Schaden und Leid verhindert werden kann

In welchen Branchen muss bei bestimmten Arbeiten mit einer erhöhten Gefährdung gerechnet werden?

  • Im Baugewerbe (Maurer- und Plattenlegerarbeiten)
  • In der Metallindustrie (beim Drehen, Fräsen, Galvanisieren)
  • In der chemischen Industrie
  • In der Fleischverarbeitung
  • In der Zementwarenproduktion
  • Im Coiffeurgewerbe
  • Im Gastgewerbe
  • In den Pflegeberufen
  • In der Landwirtschaft
  • In der Reinigungsbranche
  • Überall, wo intensiv mit Klebstoffen gearbeitet wird

Was sind die häufigsten Hautkrankheiten?

Reiz- und Abnützungsekzeme (irritativ-toxische Ekzeme) gehören zu den häufigsten Berufskrankheiten. Sie entstehen durch Kontakt mit Säuren, Laugen, Lösungsmitteln und anderen hautreizenden Substanzen. Häufig treten auch allergische Kontaktekzeme auf, die durch den Kontakt mit sensibilisierenden Stoffen hervorgerufen werden.

Die Haut ist ein komplexes Organ

  • Die Haut macht etwa 10% des Körpergewichtes aus
  • Die Haut hat eine Gesamtfläche von ca. 2m2
  • Über den ganzen Körper sind ca. 2 Millionen Schweissdrüsen verteilt
  • Die Reissfestigkeit der Haut beträgt bis zu 90 kg/cm
  • Aus ca. 5 Millionen Haarfollikeln spriessen Haare. Im Kopfbereich sind es ca. 1 Million.
  • Pro cm2 Haut gibt es im Durchschnitt:

> 6‘000‘000 Zellen
> 200 Schmerzrezeptoren
> 25 Tastkörperchen
> 5‘000 Sinneskörperchen
> 1m Blutgefässe
> 15 Talgdrüsen
> 400 Nervenfasern
> 100 Schweissdrüsen
> 12 Kälte- und 2 Wärmefühler

Der Aufbau der Haut

Die Haut wird in drei Hauptschichten unterteilt:

Die Oberhaut (Epidermis)
Die Lederhaut (Dermis)
Die Unterhaut (Hypodermis)

Hautschutzpräparate wirken auf der Oberhaut!

Die Funktion der Haut

Unsere Haut nimmt rund um die Uhr vielfältige Funktionen wahr:

  • als Schutzschild reagiert sie gegenüber chemischen Einflüssen indem sie Fremdstoffe und Krankheitserreger abwehrt
  • als Schaltrelais registriert sie Schmerz-, Juck- und Temperaturreize
  • als Isolator schützt sie gegen Wind und Wetter
  • als Lichtschranke versucht sie UV-Schäden in tiefer liegenden Gewebeschichten zu verhindern
  • als Knautschzone gleicht sie Druck und Stösse aus
  • als Speichersilo nimmt sie Fett, Kohlenhydrate und Salze auf
  • als Absonderungsinstrument scheidet sie Schweiss, Talg und Kohlendioxid aus
  • als Stoffwechselorgan hat sie eine Entgiftungsfunktion

Nur eine gesunde Haut kann alle diese Aufgaben erfüllen!

Fragen: Firmenspezifisch

  • Bei welchen Arbeiten in unserem Betrieb ist unsere Haut gefährdet?
  • Wird in unserem Betrieb dem Hautschutz die erforderliche Beachtung geschenkt?
  • Sind unsere Mitarbeitenden über den korrekten Umgang mit Hautschutz-Produkten informiert?
  • Kennen unsere Mitarbeitenden den Sinn und Zweck eines effektiven Hautschutzes?
  • Kennen unsere Mitarbeitenden die möglichen Ursachen von Hautproblemen und Hautkrankheiten im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit?
  • Ist die Verfügbarkeit von Hautschutz-Produkten an den entsprechenden Arbeits- und Waschplätzen gewährleistet?
  • Wer ist in unserem Betrieb für die korrekte Umsetzung des Hautschutz- konzeptes (Hautschutz – Hautreinigung – Hautpflege) verantwortlich?
  • Werden in unserem Betrieb Fälle mit Hautirritationen oder Hautproblemen erfasst und die Ursachen eruiert?

2. Welche Massnahmen sollen geprüft werden?

Äussere Einwirkungen reizen die Haut

Der normale Alltag und die arbeitsbedingten Einwirkungen beeinträchtigen die natürliche Barrierefunktion, besonders an den Händen:

Sind die negativen Einwirkungen zu stark, kann sich die Haut nicht mehr richtig regenerieren und wird durchlässig wie ein Sieb. In diesem Fall dringen schädliche Stoffe in die Haut ein und bewirken eine Reizung: die Haut wird rot, trocken und manchmal rissig.

Welche Stoffe können hautschädigend wirken?

  • Säuren
  • Laugen
  • Mineralöle
  • Synthetische Kühlschmiermittel
  • Frischer, nicht ausgehärteter Zement
  • Reaktive Kunststoffkomponenten (inkl. 2-Komponenten- und Sekundenkleber)
  • Kautschukadditive
  • Teerprodukte
  • Metallverbindungen
  • Lösungsmittel
  • Seifen und andere Reinigungsmittel
  • Alkylphenole (führen zu Pigmentveränderungen)

Hautreizungen fördern Allergien

Die Haut ist verletzbar. Eine geschädigte Barrierefunktion begünstigt die Entstehung von Hautkrankheiten. Wir sprechen von 4 Gefährdungsarten:

Mechanische Gefährdungen:

  • Abrieb,Verletzungen,Feuchtigkeit (Wasser trocknet die Haut aus)

Physikalische Gefährdungen:

  • Kälte, Hitze, UV-Strahlung

Chemische Gefährdungen:

  • Säuren, Laugen, Lösemittel (wasserlösliche und fettlösliche)

Biologische Gefährdungen:

  • Bakterien, Viren, Pilze, pflanzliche und tierische Allergene

Was sind die häufigsten Krankheitsbilder?

Reiz- und Abnützungsekzeme:
Sie werden ausgelöst durch Kontakte mit verdünnten Säuren und Laugen, Kühlschmiermitteln, Lösungsmitteln aber auch durch ausgeprägte Feuchtarbeit. Anzeichen solcher Schädigungen sind Rötung, Schwellung und Schuppung der Haut, verbunden mit Brennen und/oder Juckreiz.
Allergische Kontaktekzeme:

Auf der geröteten und geschwollenen Haut bilden sich kleinste Knötchen und Bläschen. Der Juckreiz kann sehr intensiv sein.

Protein-Überempfindlichkeit:
Eiweissallergie durch Mehl, Fisch, Fleisch, Tierhaare, Pflanzenbestandteile und bakterielle Erzeugnisse. Führt kurze Zeit nach dem Hautkontakt zu nesselartigen Hautausschlägen an den Kontaktstellen. Solche eher kurz dauernden aber heftigen Hautausschläge können gelegentlich auch durch Chemikalien oder Medikamente verursacht werden.
Industrieakne:
Kann durch Kontakt mit technischen Ölen hervorgerufen werden und führt zu entzündlichen Veränderungen mit Bildung von schwarzen Mitessern und eitrigen Infektionen. Kann auch auf Unterarmen und Oberschenkeln auftreten.
Verlust des Hauptpigments oder verstärkte Pigmentierung:
Durch Alkylphenole treten fleckenförmige bis grossflächige Depigmentierungen auf. Eine verstärkte Pigmentierung hingegen kann durch Licht und Teer ausgelöst werden.

3. Welche Massnahmen und PSA sind geeignet?

Wirkung von Hautschutz

Hautschutzmittel wirken auf der Oberhaut und haben die Aufgabe:

  • die natürlichen Schutzmechanismen der Haut zu unterstützen
  • das Eindringen von Arbeitsstoffen in die Haut zu erschweren
  • die Haut durch Gerbstoffe zu festigen
  • das Anheften von Schmutz zu erschweren
  • die Reinigung der Hände zu erleichtern
  • UV-Strahlung zu absorbieren oder zu reflektieren

Hautpräparate wirken nie gegen alle, sondern stets nur gegen einzelne Hautgefährdungen.

Der 3-teilige Hautschutzplan

Effizienter Hautschutz besteht aus drei Teilen:

1. Hautschutz

(Anwendung: vor und während der Arbeit) Die Anwendung muss vor jedem Schad- stoffkontakt wiederholt werden. Für einen optimalen Schutz muss das Produkt auf den jeweiligen Arbeitsschritt oder Schadstoff abgestimmt sein.

Wasserabstossende Hautschutzsalben schützen vor Wasser, wässrigen Lösungen, Säuren, Laugen, Tensiden und Emulgatoren.

Ölabstossende Hautschutzsalben schützen vor Ölen, Fetten, Lösungsmitteln, Terpentinen, trockenem Schmutz, Russ, Teer.

Universal Hautschutzsalben sind geeignet für Arbeiten sowohl mit wasserlöslichen als auch nicht wasserlöslichen Stoffen.

2. Hautreinigung

(Anw.: während und nach der Arbeit) Hautreinigung muss auf den Verschmutzungsgrad und die verwendeten Arbeitsstoffe abgestimmt sein. Es gilt die Devise:

so schonend wie möglich
(kein Verdünner, keine technischen Lösungsmittel, keine Drahtbürste u.ä.)

so intensiv wie nötig
(damit der Arbeitsstoff sicher entfernt werden kann)

auf Verschmutzung abgestimmt
(unterschiedliche Reiniger verwenden)

Die Regenerationsfähigkeit der Haut darf nicht gestört werden.

3. Hautpflege

(Anwendung: nach der Arbeit) Die Hautpflege hat zwei wichtige Aufgaben zu erfüllen:

Wiederherstellen des natürlichen Gleichgewichts
mit jeder Belastung und jeder Hautreinigung bringen wir das Gleichgewicht aus Feuchthalte- und Fettkomponenten etwas mehr auseinander. 

Regenerationszeit verkürzen
Mit Hautpflege kann die Regenerationszeit erheblich verkürzt werden, was vor allem bei andauernder Abnutzung wichtig ist. 

Welches sind die Grundsätze des Hautschutzes?

  • Schutz:
    Den Kontakt zwischen Haut und schädigenden Stoffen verhindern oder zumindest abschwächen.
  • Reinigung:
    Verschmutzte Haut möglichst schonend reinigen.
  • Pflege:
    Der strapazierten Haut Nährstoffe zurückgeben und die Heilung bereits eingetretener Hautschäden in geeigneter Weise fördern.

Sonnenschutz – Hautschutz gegen UV-Strahlen

Die UVA- und UVB-Strahlen sowie die Infrarot-Strahlen des Sonnenlichts gelten als Hauptursache für lichtbedingte Hautschäden, wie zum Beispiel Sonnenbrand mit Hautrötung, Blasenbildung, beschleunigte Hautalterung oder Melanom-Bildung. Ein effizienter Sonnenschutz ist abgestimmt auf die unterschiedlichen Hauttypen und verfügt über photostabile Breitbandfilter für einen zuverlässigen Schutz. Pflegende Inhaltsstoffe dienen zudem der langanhaltenden Hautpflege.
Je nach Hauttyp beträgt die Eigenschutzzeit zwischen drei Minuten für sehr helle Haut (Hauttyp I) und vierzig Minuten für die mediterrane bräunliche Haut (Hauttyp IV).
Hauttyp:Eigenschutzzeit:
I. sehr hell
3 – 5 Minuten
II. hell
10 – 20 Minuten
III. hellbraun
20 – 30 Minuten
IV. braun/oliv
30 – 40 Minuten
Der Lichtschutzfaktor LSF (englisch: sun protection factor, SPF) dient zur Beurteilung von Lichtschutzpräparaten am Menschen. Er gibt an, wie viel Mal länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies mit der individuellen Eigenschutzzeit möglich wäre.
LSF / SPF:Bedeutung:
6, 10
niedrig
15, 20, 25
mittel
30, 50
hoch
50+
sehr hoch

Können Schutzcremen Schutzhandschuhe ersetzen?

Schutzcremen können Schutzhandschuhe nicht ersetzen. Sie bewähren sich aber bei allen Arbeiten mit leichter bis mittlerer Verschmutzung, bei Feuchtarbeit und bei ungeschützter Einwirkung von Ultraviolettstrahlen. Eine gezielte Anwendung erhöht die Wirkung.

Wie sieht beim Hautschutz das Preis-/Nutzenverhältnis aus?

Hautschutz kostet wenig und der Aufwand für einen effektiven Hautschutz bei den Mitarbeitenden ist für den Betrieb gering. Hingegen fallen die Kosten um einiges höher aus, wenn Mitarbeitende am Arbeitsplatz fehlen. Eine Hautkrankheit führt häufig dazu, dass eine betroffene Person während längerer Zeit und wiederholt nicht arbeiten kann. Hautkrankheiten sind oft langwierig und teuer und ein Einzelfall kostet schnell mehr, als wenn die Mitarbeitenden konsequent die Haut schützen. Hinzu kommen ungedeckte Ausfallkosten, Produktivitätseinbussen und Ersatzkosten.

4. Weiterführende Hinweise zu Anwendung und Gebrauch

Instruktionsvideos zur Anwendung

Weiterführende Hinweise zu Anwendung und Gebrauch

Weitere Informationen zum Thema:

Diverse Broschüren, Merkblätter, Checklisten etc.
www.suva.ch/hautschutz
Stichworte: Hautschutz, Handschutz
www.suva.ch/sapros